Leitlinien & Vorgehensweisen
Leitlinien & Vorgehensweisen
Zusammenfassende Einleitung
Wir sind Bürger*innen, die ehrenamtlich andere Bürger*innen beraten, die eine private Solarstrom-Anlage auf ihr Dach bringen wollen. Wir sind in eigenständigen lokalen Gruppen und regionalen „Solarzellen“ organisiert und verstehen uns als „Solare Nachbarschaftshilfe“. Wir setzen uns dafür ein, die schnelle und vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien vor Ort voranzubringen – mit der Energie engagierter Menschen und der Kraft der Sonne.
Mit der Darstellung der folgenden gemeinsamen Leitlinien und Vorgehensweisen versuchen wir transparent zu machen, wie wir arbeiten, welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten bei wem liegen und wie wir versuchen, den Schutz von Daten konsequent sicher zu stellen – für alle Beteiligten auf allen Ebenen.
Wichtiger Hinweis: Die Darstellung gilt nur für BürgerSolarBerater-Gruppen, die auf dieser Seite zu finden sind – vernetzt unter dem Dach des gemeinnützigen Vereins MetropolSolar.
Was verstehen wir unter BürgerSolarBeratung?
- Wir verstehen unsere BürgerSolarBeratung als „Solare Nachbarschaftshilfe“. Wir arbeiten in Gruppen – als loser Zusammenschluss von Gleichgesinnten. Wir sind politisch und wirtschaftlich unabhängig und eigenständig organisiert.
- Die Unterstützung der Beratenen im Entscheidungsprozess steht im Mittelpunkt. Beraten wird privat und persönlich in einer nachbarschaftlichen 1:1-Beziehung.
- Die Berater*innen arbeiten ehrenamtlich. Sie haben persönliche Kompetenzen zunächst meist mit eigenen Photovoltaik-Anlagen erworben und anschließend mit gründlicher Schulung erweitert und vertieft.
- Unsere Beratungen sind kostenlos – unabhängig vom jeweils erforderlichen Zeitaufwand. Kostenlos, aber wertvoll: Denn der wirtschaftliche Gegenwert einer umfangreichen Beratung kann zwischen mehreren hundert bis über 1.000 € liegen.
- Der Kern der Arbeit von BürgerSolarBerater-Gruppen ist die völlig unabhängige und neutrale Beratung zur Installation von Photovoltaik-Anlagen (und Speichern) für Eigentümer*innen von Ein- und Zweifamilienhäusern.
- Die enge Verbindung zu einer wirtschaftlich motivierten Tätigkeit, die damit in Zusammenhang steht, würde den Kern der Beratungen in Frage stellen und schließt damit die Mitarbeit in einer BürgerSolarBerater-Gruppe grundsätzlich aus.
- Immer wieder wird der Wunsch nach Beratungen zu anderen Themen, z.B. zu gewerblichen PV-Anlagen, Freiflächen-Anlagen, Agri-PV, Mieterstrom-Modellen, Eigenbau oder SteckerSolar-Anlagen an unsere Berater*innen herangetragen.
- Diese Themen erfordern zum Teil spezifisches Fachwissen, über das die meisten Berater*innen nicht verfügen und/oder sie betreffen unternehmerische Aktivitäten, für die unsere BürgerSolarBeratung grundsätzlich nicht gedacht ist.
- Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass einzelne Berater*innen Kenntnisse zu den genannten Themen haben und Hinweise geben können, wo die Interessent*innen eine vertiefte Beratung finden können.
Wie kann man Kontakt mit einem Berater oder einer Beraterin aufnehmen?
- Interessent*innen nehmen entweder über eine private Empfehlung, die Kontaktinformationen auf unserer Homepage, bei Informationsveranstaltungen oder auch über die Verwaltung ihrer Kommune Kontakt mit uns auf.
- In der Regel gibt es einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin, die in der jeweiligen lokalen Gruppe für die Entgegennahme und Verteilung der Anfragen verantwortlich sind.
- Sobald der verantwortlichen Person der Wohnort mitgeteilt wurde, wird die Anfrage von dort an einen geeigneten Berater/eine geeignete Beraterin zur weiteren Bearbeitung übergeben – nach Möglichkeit aus dem nachbarschaftlichen Umfeld.
- Nach der Vermittlung des Kontakts haben es die Interessent*innen in aller Regel dann nur mit der Person zu tun, die sie berät.
Wie läuft die eigentliche Beratung ab?
- Berater*innen und Interessent*innen vereinbaren in der Regel persönliche Vor-Ort-Treffen. Die Treffen werden durch Telefonate, E-Mails und gegebenenfalls auch durch Video-Konferenzen ergänzt.
- Zunächst werden Ziele der Interessent*innen und der Rahmen für das Projekt geklärt. Darauf aufbauend werden verschiedene mögliche Anlagenkonzepte (unterschiedliche Anlagengrößen ohne oder mit Speicher) vorgeschlagen. Mögliche Auswirkungen von E-Autos und Wärmepumpen werden, sofern gewünscht, berücksichtigt.
- Für die Varianten werden jeweils der solare und der wirtschaftliche Ertrag und die erforderliche Investition prognostiziert. Die Prognosen werden schriftlich übergeben und allgemein verständlich erläutert. Mit dieser Empfehlung sind die Beratenen gut vorbereitet, um Angebote bei Handwerksbetrieben einzuholen.
- Die Beratenen holen die Angebote eigenständig ein. Eingehende Angebote können anschließend gemeinsam besprochen werden. Die Auftragserteilung erfolgt wiederum durch die Beratenen selbst – die Umsetzung durch den beauftragten Handwerksbetrieb.
- Wir begleiten den Entscheidungsprozess von der ersten Idee bis hin zur Montage der Photovoltaik-Anlage – falls erforderlich auch darüber hinaus. Eine Rückmeldung über die Realisierung der PV-Anlage ist ausdrücklich erwünscht. Das trägt zur Einschätzung der Marktentwicklung bei und verbessert die Prognosen bei weiteren Beratungen.
Welche Grundlinie verfolgen wir beim Datenschutz und wie setzen wir das um?
- Wir legen ausgeprägten Wert auf den bestmöglichen Schutz persönlicher Daten. Das beginnt damit, dass wir auf unserer Homepage keine Eingabe persönlicher Daten von Interessent*innen ermöglichen. Dritte sollen nicht an persönliche Daten gelangen können – auch nicht versehentlich. Es gibt jeweils nur eine E-Mail-Adresse ohne direkte Verlinkung oder eine telefonische Möglichkeit zur Kontaktaufnahme.
- Für die Auslegung einer Photovoltaik-Anlage (ohne/mit Speicher) und die Erstellung der jeweiligen Prognosen wird eine Reihe persönlicher Informationen von den Interessent*innen benötigt. Persönliche Daten und Kennzahlen werden dafür von den Berater*innen mit Hilfe eines Leitfadens erfasst. Angaben zum Dach werden mit Plänen, Fotos und weiteren Werkzeugen ermittelt.
- Wir nutzen Internetplattformen in einem kleinen, nicht vermeidbaren Umfang. Wir unterlassen dabei Eingaben im Internet, die Rückschlüsse auf das jeweilige Projekt und die Beratenen ermöglichen würden. Zur Ermittlung einiger Werte nutzen wir das Programm „Sunny Design“ mit anonymisierter Eingabe. Für alle weiteren umfangreichen Berechnungen verwenden wir ein von uns selbst entwickeltes Rechenprogramm, das nicht internetbasiert ist.
- Persönliche Daten und Ergebnisse werden auf Papier, den privaten Computern der Berater*innen oder privater externer Festplatte dokumentiert – und nicht auf einer gemeinsamen Plattform der BürgerSolarBerater-Gruppe. Wie mit den privaten Daten darüber hinaus verfahren wird, entscheiden die Interessent*innen gemeinsam mit ihrem persönlichen Berater oder ihrer persönlichen Beraterin selbst.
Welche Rolle haben die BürgerSolarBerater-Gruppen?
- Unsere BürgerSolarBerater*innen beraten eigenständig. Sie werden in ihrer Beratung und in der Entwicklung ihrer Beratungsfähigkeit durch ihre jeweilige Gruppe gestärkt. Einheitliche Vorgehensweisen sind die Grundlage für eine gemeinschaftliche Arbeit.
- Alle BürgerSolarBerater*innen erarbeiten sich eine möglichst hohe Kompetenz, werden aber nie perfekt sein. Manchmal kann es deshalb sinnvoll sein, weitere Personen in die Beratung einzubeziehen. Das geschieht allerdings nur mit dem ausdrücklichen Einverständnis der Beratenen.
- Vorhandenes Spezialwissen wird den Berater*innen bei Bedarf von Mitgliedern der jeweiligen Gruppe „mundgerecht“ zur Verfügung gestellt. Dabei ist die gute und wertschätzende Kooperation zwischen den meist sehr unterschiedlichen Mitgliedern der Gruppe so wichtig wie das Spezialwissen Einzelner.
- Einige übernehmen neben der Beratung auch Gemeinschaftsaufgaben zu verschiedenen Themenbereichen. In fortgeschrittenen Gruppen entwickelt sich eine Arbeitsteilung bei Spezialaufgaben. Geeignete Berater*innen begleiten z.B. als Mentor*innen neu ausgebildete Berater*innen bei deren ersten Beratungen.
Warum und wie wollen wir unser Modell „BürgerSolarBeratung“ verbreiten?
- Die schnelle und vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien ist unerlässlich. Das größte Energie-Potential, das erschlossen werden kann, ist das Solarpotential. PV-Anlagen auf Dächern von Wohngebäuden kommt dabei besondere Bedeutung zu.
- Sehr viele Hauseigentümer*innen wollen eine eigene PV-Anlage, sind aber unsicher. Sie suchen deshalb nach neutraler, unabhängiger und gewissenhafter Beratung. Gute Beratung gibt es nur mit qualifizierten Berater*innen, die viel Zeit einsetzen können.
- Unser Modell „BürgerSolarBeratung“ kann dafür eine praxiserprobte Lösung bieten. Über Schulungen bauen wir lokale Gruppen auf und vervielfältigen so die Strukturen. Wir setzen uns damit dafür ein, die Zahl qualifizierter Berater*innen schnell zu vergrößern.
- Um die BürgerSolarBeratung zu verbreiten, haben wir unser Konzept standardisiert. Das erleichtert eine breite Streuung und vereinfacht die Beteiligung vieler Menschen. Mehr gute Berater*innen bedeuten mehr gute Beratungen – ohne Einzelne zu überlasten.
Wie sind unsere Schulungen organisiert?
- Unsere Schulungen vermitteln wesentliche Grundlagen, um qualifizierte Beratungen durchführen und den Aufbau einer neuen Gruppe starten zu können. Das Schulungskonzept ist klar darauf ausgerichtet. Es wird kontinuierlich weiterentwickelt.
- Grundlage für die Schulungen sind die in unseren Leitlinien dargestellten Themen, allgemeinen Prinzipien und konkreten Vorgehensweisen. Abweichende Themen, Konzepte, Vorgehensweisen etc. sind nicht Inhalt der Schulungen.
- Alle Vereinbarungen zu unseren Schulungen und die praktische Durchführung laufen über MetropolSolar. Die Beauftragung und Finanzierung der Schulungen erfolgt meist durch Kommunen und ist für die teilnehmenden Bürger*innen kostenfrei.
- Die Bildung neuer lokaler Gruppen wird zu Beginn der Schulungen durch die jeweiligen Auftraggeber*innen unterstützt. Im Lauf der Schulung sollten alle wesentlichen Aufgaben auf die Berater*innen innerhalb der Gruppen übergehen. Die organisatorische Weiterentwicklung der Gruppe liegt bei den Gruppenmitgliedern.
Welche Rolle haben die Mentor*innen und wie arbeiten sie?
- In der Tandemphase stellen wir den neu geschulten Gruppen erfahrene Mentor*innen zur Seite. Aufgabe der Mentor*innen ist es, die neuen Gruppen in die praktische Arbeit zu begleiten. Sie verpflichten sich, Inhalte und Vorgehensweisen der Schulung praktisch einzuüben.
- Ausgehend von einfachen Projekten wird die Komplexität der Beratung gesteigert. Die Mentor*innen betreuen zunächst wenige Tandempartner*innen – eine Auswahl aus der Gruppe. Diese Tandempartner*innen werden anschließend zu Mentor*innen für die weiteren Mitglieder der Gruppe.
- Die Mentor*innen behalten die Entwicklung der gesamten Gruppe im Auge. Sie unterstützen die Gruppe nicht nur auf Anfrage, sondern begleiten sie aktiv. Zwischen den Mentor*innen und dem Kern-Schulungsteam findet ein regelmäßiger Austausch statt.
Wann ist eine Schulung erfolgreich abgeschlossen und was kommt danach?
- Am Ende der Tandemphase(n) ist eine abschließende Besprechung mit der jeweiligen lokalen Gruppe vorgesehen. Teilnehmen sollten die jeweiligen Mentor*innen und Vertreter*innen der Gruppen und Mitglieder des Kern-Schulungsteams. In diesem Gespräch soll festgestellt werden, ob die Ziele der Schulung erreicht sind.
- Nach Abschluss der Schulung wird der Wissensstand durch eigene
Weiterbildung der einzelnen Berater*innen und Weiterbildung innerhalb
der jeweiligen BürgerSolarBerater-Gruppe erweitert und aktualisiert. - Neue Berater-Gruppen können sich unter dem Dach von MetropolSolar vernetzen. Diese Vernetzung dient dem bundesweiten Austausch zwischen den verschiedenen Beratergruppen, der gemeinsamen Außendarstellung und der Mitwirkung an der Weiterentwicklung der gemeinsamen Arbeit.
- Voraussetzung dafür ist, dass die Gruppen sich dazu verpflichten, nach den dargestellten Leitlinien zu arbeiten. Anknüpfend daran kann eine Vereinbarung zur Logo-Nutzung und zur Darstellung der lokalen Gruppe auf der BürgerSolarBerater-Homepage geschlossen werden.